Es geht um mehr als um das Klima

Transition Finance bedeutet mehr als nur Finanzierung von Klimaschutzprojekten. Es geht um mehrere wichtige Nachhaltigkeitsziele.

Dass Transition Finance die Finanzmärkte, die Realwirtschaft und damit Unternehmen sowie Banken und Assetmanager, Gesellschaft, Politik und damit Staaten vor gewaltige Veränderungen stellen wird, dürfte unbestritten sein. Aber unter Transition Finance wird meist nur die Finanzierung von Veränderungen und damit Anpassungen in Sachen Klimawandel verstanden. Doch es geht um weit mehr. Der Klimawandel und damit einhergehende Phänomene wie Stürme, Überflutungen, Schneekatastrophen – um nur einige wenige Beispiele zu nennen – zählen zweifelsohne zu den am deutlichsten wahrnehmbaren Veränderungen dieser Zeit. Zu beobachten ist dies rund um den Globus immer wieder. Auch Deutschland ist da gewiss keine Ausnahme. Gerade dieser Tage waren schwere Stürme, die es vor zwei Jahrzehnten in diesem Ausmaß nicht gegeben hat, wieder in Norddeutschland zu beobachten; mit Lahmlegungen des öffentlichen Nahverkehrs und damit verbundenen Beeinträchtigungen der Gesellschaft. Und nur Leugner des Klimawandels und damit erforderlicher Anpassungen sowie verbundener Finanzierungen werden wohl heute noch das Gegenteil einer stattfindenden Veränderung behaupten. Doch deren Argumentation und Haltung führt nicht weiter.

Aber Transition Finance ist viel mehr als die Finanzierung von Übergängen zu einer grünen und nachhaltigen Welt – in der Realwirtschaft und an den Finanzmärkten. Es geht eben auch um andere Veränderungen, und damit sind die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen (UN) gemeint: sauberes Trinkwasser, bezahlbarer Wohnraum, Küstenschutz, Bildung, Leben an Land und im Wasser. Das sind nur einige Beispiele und damit Herausforderungen, die es in den kommenden Jahren anzugehen und zu meistern gilt. Auch das erfordert enorme Anstrengen, auch Kapitalerfordernisse. Dabei geht es nicht um Milliardenbeträge, sondern um Billionen von Euro und Dollar, die aufgebracht werden müssen.

Es geht auch um ein weiteres Thema, und das heißt Gender Diversity & Inclusion, also Geschlechtervielfalt und Einbeziehung derselben in die Gesellschaft, in das Arbeitsleben und die konsequente Vermeidung der Ausgrenzung von Menschen, die eben eine in dieser Hinsicht andere Orientierung haben als andere. Dies hat viel zu lange stattgefunden. Und die Geschichte zeigt, dass Ausgrenzung – in welcher Form auch immer – noch nie zu einem positiven Ergebnis geführt hat. Großen supranationale Organisationen machen die Veränderung mittlerweile vor. Dort wird die Besetzungen von Arbeitsplätzen längst daraufhin überprüft, wie eine Gleichbehandlung in dieser Hinsicht stattfindet. Das wird in deutschen Unternehmen, Banken etc. auch in den kommenden Jahren noch einen sehr viel höheren Stellenwert erhalten als heute. Und das ist auch richtig so.

Doch wie können Finanzmärkte in den kommenden Jahren zu diesen Umwälzungen beitragen? Das machen die Anleihemärkte mittlerweile vor. Es gibt bereits die ersten Gender Bonds, Anleihen also, deren Erlöse der Finanzierung genau dieses Zwecks zukommen, also zweckgebundene Anleihen, wie man sie von etwa Green Bonds kennt. Green Bonds sind zweckgebundene Anleihen, deren Erlöse Klima- und Umweltschutzprojekten zugutekommen. Dass dies ein Erfolgsprojekt ist, das im Jahr 2007 von der Europäischen Investitionsbank (EIB), der Bank der EU mit Sitz im Großherzogtum Luxemburg, losgetreten wurde, dürfte wohl unbestritten sein. Und das lässt sich auch auf andere Themenbereiche des grünen und nachhaltigen Übergangs ausweiten. Warum kein Sauberes-Trinkwasser-Bond? Warum keinen Fonds für Bildung? Warum keine öffentlich-private Partnership für bezahlbaren Wohnraum?

Die Kapitalmärkte werden in den nächsten Jahren hierfür noch eine ganze Reihe an neuen Finanzierungsinstrumenten bereitstellen. Und diese Instrumente werden auf reichliche Nachfrage treffen. Denn das Interesse an grünen und nachhaltigen Kapitalanlagen ist enorm groß und wird in den nächsten Jahren noch zulegen. Denn gerade jüngere Anlegergenerationen achten auf eine nachhaltige Rendite und weniger auf eine finanzielle Rendite. Dessen sollten sich Unternehmen, Banken, aber auch Politik und Gesellschaft bewusst ein. Sonst dürfte es schwierig mit der Transition werden.


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